Mit Konzentration und ruhiger Hand

Der Verein Darmstadtia gibt einen Modellbaubogen der Matinskirche aus Karton heraus / Vorlage stammt aus dem 19. Jahrhundert

DARMSTADT. (Bettina Bergstedt)
Der Kartonmodellbau hat eine lange Tradition. Bis in die Renaissance hinein lassen sich die ältesten Modelle datieren, bereits im 14. Jahrhundert gab es Wallfahrts- oder Heiligenbilder auf Karton, die Vorläufer des dreidimensionalen Modellbaus. Längst hat, sich ein überregionaler Verein, der Arbeitskreis Geschichte des Kartonmodellbaus, gegründet, der die Aufarbeitung der Modellbaugeschichte aus Papier und Karton mit wissenschaftlichem Anspruch betreibt.

Beim Stöbern in der Datenbank des Vereins hat der Darmstädter Klaus Hey unter den rund 23.000 Modellbaubögen unter der Registriernummer 21865 die Martinskirche entdeckt. Er fragte bei Pfarrerin Tanja Bergelt von der Martin-Luther-Gemeinde nach, ob an dem Kartonmodell Interesse bestünde. Bergelt war begeistert, also besorgte Hey die Vorlage, baute das Modell mit großer Präzision, versah es mit einer Plexiglashaube und schenkte es der Kirchengemeinde.



Im Gemeindebüro ist es nun zu bewundern. "Die
Martinskirche hat für mich genau die richtige Größe", sagt Bergelt, mit Blick auf das Modell, "sie vermittelt eine warme Atmosphäre und Geborgenheit auch bei wenigen Menschen, und sie fasst außerdem eine große Gemeinde".

Der Verein Darmstadtia, der bereits mehrere Modellbögen von Darmstädter Gebäuden herausgegeben hat, nahm sich gleichfalls und umgehend der wohlproportionierten, zwischen 1883 und 1885 erbauten Martinskirche an, "insofern eine Besonderheit für uns, als wir auf den Bogen von 1885, vielleicht auch 1895, zurückgreifen konnten", sagt Professor Wolfgang Martin, Vorsitzender des Vereins. Vermutlich ist er zur Weihe der Martinskirche erschienen. Aus der ursprünglich historischen Handzeichnung wurde im Laufe der Zeit eine große Datenmenge, die der Verein Darmstadtia nach Lizenzerwerb per Stick an die Firma Copycosmos weiterreichte. Dort hat Thorsten Heiss das riesige Datenvolumen in einen ausdruckbaren Bogen zurückverwandelt.

Als sich Wolfgang Martin an den Bogen setzte, stieß er selbst als geübter Modellbauer auf einige Schwierigkeiten. Mit Hilfe von Heys Hinweisen notierte er ergänzende Anleitungen als Hilfestellung, damit möglichst viele diesen wohl bislang schwierigsten Bogen im Darmstädter Bestand mit Spaß am Werkeln auch hinkriegen.

Seinen Neffen Johannes Martin hat er mit seiner Begeisterung bereits angesteckt. "Es macht Freude, etwas mit den eigenen Händen zu schaffen", sagt er. Als Architekturstudent im dritten Semester ist er im Modellbau mit vielfältigen Materialien geübt, "der Karton fördert aber das präzise Arbeiten und die feinmotorischen Fähigkeiten, die heute oft verschüttet gehen, noch einmal mehr." Selberbauen heißt, die Strukturen und Proportionen des Bauens zu erleben und den genauen Blick zu schulen'. Es erfordert Konzentration und räumliches Vorstellungsvermögen. Spannend sei, die Übersetzung von der Zwei- zur Dreidimensionalität zu erleben und umgekehrt, sagt Johannes Martin, beides habe seinen Reiz. Wie kann eine Gaube aufs Papier gebracht werden, wie viele Flächen hat sie, wo müssen sich diese berühren, wo sind die Klebeflächen anzubringen? Alle Hobbybastler und Hobbybauer dürfen sich freuen, die Martinskirche ist der 14. Bogen, den der Verein Darmstadtia herausbringt.

"Nur Danzig mit 460.000 Einwohnern, aber eben nicht London oder Rom, hat mehr Kartonmodellbaubögen", sagt Wolfgang Martin. Alle Modelle, vom Hochzeitsturm über den Langen Ludwig, sind im Darmstadt-Shop im Luisencenter zu bsichtigen, dort oder über den Verein können die Kartonbögen auch erworben werden.

Heimatverein Darmstadtia

(Darmstädter Echo 26.03.2020)


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