Die Martinskirche wurde 1883-85 nach dem Entwurf des dänischen, in Frankfurt lebenden Architekten Aage von Kauffmann errichtet. Die Finanzierung sicherte eine Stiftung des Darmstädter Germanisten und Schriftstellers Max Rieger (1818-1909). Der historistische Entwurf von Kauffmanns nahm Elemente aus vielen Epochen der Baukunst auf und sollte in der Westfassade an die Wartburg erinnern. Auch im Innern wies die Kirche sehr viel an Zierrat und Ornamentik auf. Links vor dem Altaraufgang stand ein von dem Bildhauer August Drach geschaffenes Lutherstandbild, der lebensgroße, aus Lindenholz geschnitzte Kruzifixus über dem Altarraum stammte von dem Münchener Bildhauer Karl Fischer nach einem Vorbild Tilmann Riemenschneiders. Die Glasfenster des Chores stifteten die Darmstädter Familien Dischinger, Ewald und Seibel, die Abendmahlsgeräte Großherzog Ernst Ludwig. Kirche und benachbartes Pfarrhaus standen ursprünglich noch ganz am Rand der bebauten Siedlungsfläche. Der 1907 nach Max Rieger benannte Platz entstand erst Jahre später durch die fortschreitende Bebauung.
Im Herbst 1933 wurde die Kirche umfassend renoviert, vor allem die Orgelempore um einige Meter nach vorne verschoben, um dem Kirchenchor ausreichend Platz zu gewähren und auch genügend Raum für ein Orchester zu haben. Die großen Kronleuchter wurden durch leichte Lichtpendel ersetzt. Der Chor wurde durch Kirchenmaler Hermann Velte neu ausgemalt, die Säulen und die Emporenbrüstungen farbig angelegt. Die Bauarbeiten leitete der Architekt und Kirchenbaumeister Heinrich Walbe.
Im September 1943 zerstörten Luftminen alle Fenster und Fensterrahmen in Kirche und Martinsstift. Nachdem diese Schäden notdürftig repariert waren, kam mit der Brandnacht im September 1944 die Zerstörung der Kirche. Nur noch die Außenmauern blieben stehen. In den Jahren 1950/51 erfolgte ein Wiederaufbau in vereinfachter Form durch die Architektin Otti Reinheimer nach Plänen von Kirchenbaumeister Karl Gruber. Am 11. November 1951 konnte die wieder aufgebaute Kirche eingeweiht werden. Der grazile Turm wurde jetzt in gedrungener Form mit größerem Volumen neu errichtet und das Zeltdach des Hauptschiffs durch eine Holztonne ersetzt. Nur der Chor hatte die Zerstörung mit geringen Schäden überstanden. Das neue Mittelfenster im Chorraum schuf der Kunstmaler Max Lüder. 1966 folgten die beiden Seitenfenster, geschaffen von Heinz Hindorf. 1959 erhielt die Martinskirche vier neue Glocken. 1969 wurde das Kircheninnere stark vereinfacht, die Wände weiß getüncht. Die Sandsteinkanzel wich einem Lesepult aus Messingblech, 1970 konnte eine neue dreimanualige Orgel eingeweiht werden, die die unzulängliche Orgel von 1954 ersetzte. 1982-84 und 1997/98 wurde die Kirche unter Rückbesinnung auf den neugotischen Entwurf außen wie innen renoviert und erhielt wieder eine Sandsteinkanzel, 2000 richtete die Gemeinde im südlichen Seitenschiff einen Altarraum ein, 2009 erfolgte die Neueindeckung des Daches. Die Martinskirche vermittelt heute im Innern einen Kontrast zwischen dem einfach gehaltenen Kirchenschiff, das am stärksten zerstört war, und der besser erhaltenen ornamentreichen Architektur des Chors.
Anlässlich des 125-jährige Bestehens der Kirche wurde eine Festschrift verfasst und am 14.11.2010 ein Festgottesdienst mit Pröpstin Karin Held gefeiert.
Titelbild © Sabine Lemke
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06.10. 10:00 Gottesdienst mit Taufe und Dienstjubiläum des Organisten, Martinskirche, Pfr. Briesemeister
12.10. 18:00 Taizé-Gottesdienst, Martinskirche, Elisabeth-Gemeineschaft
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